Die Rote Hilfe als strömungsübergreifende Rechtshilfe- und Solidaritätsorganisation für die gesamte Linke wird etwa 30 Jahre alt. Von anfänglich wenigen hundert Mitgliedern ist die Rote Hilfe heute zu einer kräftigen und handlungsfähigen bundesweiten Struktur gewachsen, die von ca. 8000 Genoss_innen getragen wird und in der Lage ist, von Repression Betroffenen sowohl politische als auch materielle Hilfe zu leisten.
Von Anfang an dabei und maßgeblich am Prozess der spektrenübergreifenden Organisierung in den Jahren 1985-87 beteiligt waren Rote Hilfe-Aktivist_innen aus Kiel und Schleswig-Holstein. Dieser Prozess führte zur Umformung der parteigebundenen RHD zur heutigen Rote Hilfe e.V.:
€žEin erster Durchbruch zur Erweiterung des Spektrums in der Roten Hilfe gelang 1985 in Kiel: Das langjährige Bemühen zweier in Kiel aktiver Bundesvorstandsmitglieder hatte zum Aufbau guter Kontakte mit Menschen aus dem HausbesetzerInnen- und autonomen Spektrum geführt. [€¦] Auf der Bundesdelegiertenkonferenz 1986 wurde unter anderem beschlossen, daß die RHD in Rote Hilfe (RH) umbenannt und die Delegiertenversammlung durch eine Bundesmitgliederversammlung ersetzt wurde. [€¦] In den folgenden Monaten gründeten sich in Schleswig-Holstein einige neue RH-Gruppen, viele Menschen traten in die Rote Hilfe ein.
(Aus der Broschüre „70/20 Jahre Rote Hilfe„)
Die Rote Hilfe Ortsgruppe Kiel kann also mit dem Jubiläum der Roten Hilfe e.V. auch ihr eigenes Jubiläum feiern €“ obwohl es auch hier sicherlich noch ältere Kontinuitäten gibt. Dies möchten wir tun zusammen mit allen jungen und alten Genoss_innen, die sich der Roten Hilfe verbunden fühlen. Wir laden ein zu einer Veranstaltungsreihe, deren Höhepunkte die Jubiläumsveranstaltung mit Genoss_innen aus 30 Jahren aktiver Rote Hilfe-Arbeit im Subrosa und ein Konzert am 18.3., dem Tag der politischen Gefangenen, in der Alten Meierei sind.
Ein Leben für die Freiheit – Leonard Peltier und der indianische Widerstand bis heute
15.3. / 19.30 Uhr / Veranstaltung
Kneipe Hansa48 (Hansastr. 48)
Mit Michael Koch (Tokata-LPSG RheinMain e. V.)
Zwei Monate nach dem der frühere US-Präsident Barack Obama die Begnadigung und vorzeitige Haftentlassung des indianischen politischen Gefangenen Leonard Peltier abgelehnt und der neue Präsident Donald Trump den Weiterbau der Dakota Access sowie Keystone XL Pipeline durchgewunken hat, wird die Veranstaltung auch auf diese aktuellen Entwicklungen eingehen. Michael Koch, Mitautor des Buches „Ein Leben für die Freiheit – Leonard Peltier und der indianische Widerstand“ und auch Singer/Songwriter der CD „One Life for Freedom – Songs for Leonard Peltier and the Protectors of Water“ wird am 15.3.2017 mit einem Mix aus freiem Vortrag, Lesung, Livemusik sowie Film- und Bildershow Völkermord- und Kolonialisierungsgeschichte an den Native Americans, Geschichte des indigenen Widerstands und Leben und Situation des 72jährigen, schwer erkrankten American Indian Movement – Aktivisten Leonard Peltier vorstellen. Der Mitgründer der Menschenrechtsgruppe „Tokata – LPSG RheinMain e. V. – Verein zur Unterstützung indianischer Jugend-, Kultur- und Menschenrechtsprojekte & Leonard Peltier Supportgroup“ ist seit über 17 Jahren in der Soliarbeit für politischen Gefangene in den USA engagiert und steht direkt mit Peltier, dessen Familie und Anwälten in regelmäßigen Kontakt.
In Kooperation mit der Rosa Luxemburg Stiftung Scheswig-Holstein
30 Jahre Rote Hilfe Kiel €“ 30 Jahre strömungsübergreifende Rote Hilfe e.V.
17.3. / 20 Uhr / Jubiläumsveranstaltung
Subrosa (Elisabethstr. 25)
(I) Die Rote Hilfe ist eine parteiunabhängige, strömungsübergreifende linke Schutz- und Solidaritätsorganisation.
(II) Die Rote Hilfe organisiert nach ihren Möglichkeiten die Solidarität für alle, unabhängig von Parteizugehörigkeit oder Weltanschauung, die in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund ihrer politischen Betätigung verfolgt werden. Politische Betätigung in diesem Sinne ist z.B. das Eintreten für die Ziele der Arbeiter_innenbewegung, die Internationale Solidarität, der antifaschistische, antisexistische, antirassistische, demokratische und gewerkschaftliche Kampf sowie der Kampf gegen Antisemitismus, Militarismus und Krieg. Unsere Unterstützung gilt denjenigen, die deswegen ihren Arbeitsplatz verlieren, Berufsverbot erhalten, vor Gericht gestellt und zu Geld- oder Gefängnisstrafen verurteilt werden oder sonstige Nachteile erleiden.
(III) Darüber hinaus gilt die Solidarität der Roten Hilfe den von der Reaktion politisch Verfolgten in allen Ländern der Erde.
(aus der Satzung der Roten Hilfe e.V.)
Ehemalige und Aktive aus der Ortsgruppe Kiel und dem Bundesvorstand der Roten Hilfe berichten aus 30 Jahren Geschichte, geben Einblicke in Organisation und Struktur der Roten Hilfe e.V. und diskutieren Entwicklungen und den aktuellen Zustand lokaler und bundesweiter strömungsübergreifender linker Antirepressionsarbeit.
Konzert mit The Future Is Still Unwritten + Yok-Pocketpunk
+ Info- und Büchertische
+ Soli-Cocktailstand
+ Aftershowparty mit RAINER HEARTBEAT
18.3. / 20 Uhr / Geburtstagsgala
Alte Meierei (Hornheimer Weg 2)
THE FUTURE IS STILL UNWRITTEN besteht aus Daisy Chain aus Athen, Kronstadt aus Barcelona, Refpolk aus Berlin und Miss Zebra aus Rethymno. Es ist ein Zeichen des Widerstands und der Utopie in Zeiten von Krise und angeblicher Alternativlosigkeit, das über nationale Grenzen hinausgeht. Rap in drei verschiedenen Sprachen von Menschen aus unterschiedlichen Kontexten, die auf der Bühne ein gemeinsames Statement setzen für eine Welt frei von Kapitalismus und Herrschaft.
http://www.the-future-is-still-unwritten.net/
YOK spielt Songs, spricht Texte und zündelt dabei an der Musik. Er singt und wütet sich durch das Dickicht gesellschaftlicher Hässlickeiten. Die Texte verhandeln, ziehen Grenzen, treten weg und träumen vor. Die Musik will den Beton und die Zäune wegreißen, die die Menschen voneinander trennen. Yok ist Taxifahrer, aber auch seit 1984 unermüdlich live mit Auftritten unterwegs. Von 1989 €“ 1994 hieß das €žQuetschenpaua, von 1995 €“ 1999 dann €žTod und Mordschlag. Von 2001 €“ 2012 war er Teil des Musiktheaterkollektivs €žRevolte Springen und pflegt heute das Motto €žTANZ DAS weg mit seiner Band €žoption weg. Seine €žSolo-pocketpunk-show, in der mittlerweile auch €žYok-Hop (so€™ne Art Rap) zum Einsatz kommt, zeigt Subkultur plus Hirnmasse an Ukulele, Quetsche + Beats.
http://pocketpunk.so36.net
http://yok-pocketpunk.bandcamp.com/track/punkrocksonne
Aftershowparty mit Rainer Heartbeat €“ Auflegerero und Playlistchecker der Herzen aus Kiel.
https://www.facebook.com/Rainer-Heartbeat-155608628229875/
Revolution mit bloßen Händen. La trajectoire d’un peuple. Le Burkina Faso.
22.3. / 19.30 Uhr / Film + Veranstaltung
Kino Hansa48 (Hansastr. 48)
Hans-Georg Eberl – Regisseur, Anarchist und Aktivist – ist bei der Filmvorführung anwesend.
«Revolution mit bloßen Händen. Le trajectoire d’un peuple. Le Burkina Faso€ ist ein filmisches Dokument der Erinnerung an den Volksaufstand am 30. und 31. Oktober 2014 in Burkina Faso, der den Sturz des diktatorischen Regimes von Blaise Compaoré herbeigeführt hat. Der Film nähert sich unterschiedlichen ProtagonistInnen des Aufstandes an und besucht symbolkräftige Orte des Geschehens. Er stellt die Frage nach Motivationen und Gründen in den Lebensbedingungen der Bevölkerung sowie in den Erinnerungen an vorausgegangene Kämpfe der letzten Jahrzehnte. Die Erzählungen beteiligter Personen sprechen davon, wie Frauen, Männer, Jugendliche, sich ohne Waffen zu einem Nein gegen ein diktatorisches und militarisiertes Regime erhoben haben, in der Überzeugung, dass eine entschlossene Bevölkerung im Stande ist, gegen jede noch so große Über-macht zu siegen. Darüber hinaus fragt der Film nach Hoffnungen und Erwartungen der verschiedenen ProtagonistInnen des Aufstands für eine zukünftige Gesellschaft: Eine Diktatur wurde gestürzt, aber welche politischen und sozialen Veränderungen müssen erst noch erreicht werden?
Nicht zuletzt möchte Revolution mit bloßen Händen. Le trajectoire d’un peuple. Le Burkina Faso€ Erfahrungen, die in Burkina Faso gemacht wurden, mit denjenigen teilen, die in Afrika und anderwo auf der Welt nach einer wirklichen demokratischen und gerechten Veränderung streben.
70 Min.
Originalsprachen: Französisch, Morée
OmU Deutsch
Regie: Moussa Ouédraogo, Hans-Georg Eberl
Produktion: 2016, Burkina Faso / Österreich
Projektpartnerinnen: Rosa Luxemburg Stiftung / Regionalbüro Westafrika; GRADES; Afrique-Europe Interact; Frauen für das Recht auf Wohnen; u.a.
In Kooperation mit der Rosa Luxemburg Stiftung Scheswig-Holstein
Im Auftrag Erdogans: Das TKP/ML-Verfahren in München
31.3. / 19 Uhr / Veranstaltung
Li(e)berAnders (Iltisstr. 34)
Am 17. Juni 2016 begann vor dem Oberlandesgericht München der größte Staatsschutzprozess in Deutschland seit Mitte der 1990er Jahre. Vor Gericht stehen zehn türkische Kommunist_innen, die angeklagt sind, das sogenannte Auslandskomitee der TKP/ML (Türkische Kommunistische Partei/Marxisten-Leninisten) gebildet zu haben. Der Vorwurf: €žMitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung nach §129b.
Die TKP/ML ist nur in der Türkei eine verbotene Organisation. Weder in Deutschland noch in anderen europäischen Staaten ist sie mit einem Verbot belegt und befindet sich auf keiner der nationalen und internationalen Terrorlisten. Keinem der Angeklagten wird €“ außer der Mitgliedschaft in der TKP/ML €“ eine Gewalttat oder irgendeine andere strafbare Handlung in Deutschland vorgeworfen. Die TKP/ML ist seit Jahrzenten in Deutschland aktiv. Seit 2006 ermittelt das BKA gegen die Organisation, im April 2015 wurden die Betroffenen wegen der angeblichen Unterstützung der TKP/ML verhaftet und sitzen seit dem in Untersuchungshaft in Stadelheim.
Die Angeklagten, ihre Unterstützer_innen und die Verteidiger_innen begreifen dieses Verfahren als Auftragsarbeit für den türkischen Staatspräsidenten Erdogan.
Rechtsanwalt Alexander Hoffmann zeigt in der Veranstaltung den Ablauf der Verhandlung und die Bemühungen der Verteidigung auf. Hierzu gehört auch der Versuch darzustellen, welches die Motive der bundesdeutschen Innen- und Aussenpolitik sind, die dieses Verfahren durch eine Verfolgungsermächtigung durch das Justizministerium erst ermöglicht haben.
Weitere Infos unter www.tkpml-prozess-129b.de