Während des Deutsch-Französischen Krieges entstand 1871 die erste Arbeiter_innenrepublik der Welt: Die Pariser Kommune. Während der 72 Tage der Kommune nahmen die Bürger_innen von Paris die Verwaltung ihrer Stadt selbst in die Hand, ehe die Regierungstruppen dieser Revolution gegen den Staat ein blutiges Ende setzten. Dennoch gilt die Pariser Kommune bis heute als Versuch, wirkliche kommunale Selbstverwaltung zu leben.
Seit 2005 gelingt es der kurdischen Bewegung in der Türkei und Nordsyrien (Rojava) ein alternatives Modell für den Aufbau einer demokratischen, ökologischen und geschlechterbefreiten Gesellschaft zu entwickeln. Wie in der Kommune von Paris spielt die Organisierung in Räten eine entscheidende Rolle. Der Staat wird dadurch überwunden, dass auf praktischer Ebene alle Strukturen in Selbstorganisation und Selbstverwaltung übernommen werden. Von Anfang an haben Frauen in der Revolution in Rojava eine Führungsrolle gespielt und über Quotierungen von vierzig Prozent in den meisten Verwaltungsgremien und der Bildung von Frauenräten wird ein aktiver Kampf gegen patriarchalische Strukturen geführt. Dieser radikal-demokratische Aufbruch bietet so eine Inspiration für die Neugestaltung von Gesellschaften im Mittleren Osten und darüber hinaus.
Im Rahmen dieser Tagesveranstaltung soll die Geschichte der Pariser Kommune und ihre Bedeutung für heutige Kämpfe wieder auf die Tagesordnung gesetzt werden. Vor diesem Hintergrund werden zentrale Aspekte und Fragen der kommunalen Selbstverwaltung und der Aktualität von Räten in den Kommunen von Rojava/ Kurdistan diskutiert.
Mit Anja Flach (Ethnologin, Mitglied des Frauenrates Rojbîn, Hamburg), Florian Grams (Historiker) und Michael Knapp (Historiker und Aktivist des Kurdistan-Solidaritätskomitees Berlin)
Samstag, 9.4.2016 / 11 bis 17:30 Uhr / Hansa 48 (Hansastraße 48, Kiel)
kurdistansolikiel.noblogs.org | sh.rosalux.de | kiel.rote-hilfe.de | www.hansa48.de