Wir teilen den folgenden Aufruf zur Anti-Knast-Demonstration in Lübeck kurz vor Silvester.
Wir sind Klimagerechtigkeitsaktivist*innen, Antifaschist*innen oder Anarchist*innen und stehen öfter in Opposition zu dem Staat und den gesellschaftlichen Verhältnissen, weil wir nicht wollen, dass Menschen ausgebeutet oder diskriminiert oder unsere Umwelt zerstört werden. Deshalb werden wir verfolgt und auch unsere Kompliz*innen werden immer wieder eingesperrt, mal für ein paar Stunden auf der Polizeistation, mal für länger im Knast.

Aber Knäste sind nicht nur deshalb beschissen, weil sie uns unsere Freund*innen nehmen, sondern weil sie das bei vielen anderen Menschen auch tun, weil sie isolieren, Perspektiven wegenehmen, Gewalt antun.Die meisten Menschen landen im Knast, weil sie arm sind, weil sie etwas klauen, weil sie ohne Fahrkarte fahren, weil sie Geldstrafen nicht zahlen können, weil sie drogenabhängig sind und sie im Gegensatz zu den Reichen und Mächtigen für all das verfolgt werden. Der Knast lässt sie leiden, unter dem eingesperrt sein, den erzwungenen Kontaktabbrüchen oder der organisierten Mangelwirtschaft. Und wenn sie rauskommen, haben sie neben den psychischen Schäden keine Wohnung und keinen Job mehr und noch mehr Schwierigkeiten etwas zu finden. Auch Gewaltprobleme werden nicht durch Knäste gelöst, denn eine gewaltvolle Umgebung, wie es Knäste sind, erzeugt nur mehr Aggression und damit mehr Gewalt. Gesellschaftliche Ursachen für Gewalt wie Sexismus, Rassismus oder Perspektivlosigkeit anzugehen, wird durch Knäste sogar eher verhindert, weil das Problem auf wenige Einzelpersonen reduziert wird, welche dann weggesperrt werden können.
Währenddessen hat sich dieses Jahr an den Foltervorfällen im Knast Augsburg auch gezeigt, was in solchen geschlossenen und von der Welt nicht gesehenen Institutionen passieren kann. Wir wollten darauf aufmerksam machen und uns nicht am Wegschauen beteiligen, uns aber auch nicht wundern, denn Institutionen totaler Kontrolle sind darauf ausgelegt, Menschen ihre Würde zu nehmen. Die Existenz solcher Einrichtungen ist das Grundproblem, nicht die mangelnde menschenrechtliche Kontrolle (auch wenn die besser sein könnte).
Für uns sind das gute Gründe, sich gegen Knäste zu stellen. Wir wollen eine Welt, in der Konflikte miteinander gelöst werden und nicht auf Institutionen wie Polizei und Justiz abgeschoben werden, die alles nur verschärfen. Wir wollen eine Welt ohne Knäste und Freiheit für alle Gefangenen.
Und deshalb ziehen wir dieses Jahr, kurz vor Silvester, am 30.12.2024 vor den Knast in Lübeck, um den Gefangenen dort zu zeigen, dass sie nicht allein sind und nicht vergessen werden.
Start vor der JVA Lübeck, Marliring am 30.12.2024 um 16.30 Uhr
Anreise ab Kiel: Treffen am Hbf bei den Fahrkartenautomaten um 14.30 Uhr